Findet eine Geschäftsidee dich oder musst du die Geschäftsidee finden?
Einige Unternehmer kommen zu ihrem Unternehmen eher zufällig – sie haben eine Idee, die sie verfolgen wollen und ein Unternehmen ist die Möglichkeit, diese zu realisieren. Doch bei vielen Unternehmen beginnt ihr Geschichte andersherum. Die Gründer wollen in erster Linie Unternehmer sein und suchen dann nach einer Geschäftsidee. Und wie kann man nun eine gute Geschäftsidee finden?
Eine Geschäftsidee kannst du mithilfe von vier Ansätzen finden:
- eigene Stärken und Fähigkeiten analysieren,
- ungelöste Probleme im Alltag und Berufsleben identifizieren,
- Geschäftsmodelle anderer Unternehmen analysieren und mithilfe des Business Modell Canvas systematisch eigene Ideen entwickeln und
- Technologietrends in die Praxis übertragen.
Dann lass uns tiefer in die 4 Methoden einsteigen.
1. Geschäftsideen aus eigenen Stärken und Fähigkeiten generieren
Die erste Möglichkeit, um eine Geschäftsidee zu finden, beschäftigst du dich mit deinen eigenen Fähigkeiten, Stärken und Erfahrungen. Was ist dein Hintergrund – wie bist du zu dem geworden, der du bist? Gibt es ein Thema, bei dem deine Freunde und Kollegen immer wieder zu dir kommen und dich um Hilfe bitten?
Liste hierfür alle deine Erfahrungen und Fähigkeiten auf und überlege, wie du daraus ein Produkt machen könntest. Zugegeben, das ist schwieriger als es auf den ersten Blick erscheint. Wenn es dir genau so geht wie mir: dann hast du bereits viele verschiedene Sachen gelernt und kannst sie auch ganz gut. Doch es erscheint nicht so, dass irgendeine Fähigkeit heraussticht, die ich glaube vermarkten zu können.
Um diese Selbstzweifel zu umgehen, lohnt es sich, auf zwei Aspekte zu achten: 1. Womit kommen deine Freunde zu dir? 2. Wie verbringst du deine Freizeit?
Egal, womit du deine Freizeit verbringst, es ist wahrscheinlich etwas, das du gut kannst: Sei es YouTube schauen oder Joggen gehen.
Daraus eine Geschäftsidee zu entwickeln ist der nächste Schritt. Wenn du z.B. gerne joggen gehst, wäre die Frage, wie kannst du daraus ein Geschäftsmodell machen? Dafür lohnt es sich, einmal zu schauen, was es bereits gibt. Denn insbesondere von Dienstleistungen braucht es mehr als einen Anbieter am Markt, da eine Person nicht die gesamte Nachfrage abdecken kann. Und auch bei Produkten mögen Kunden eine Auswahl.
Denken wir noch einmal über das Joggenbeispiel nach. Du könntest zum Beispiel Jogginggruppen organisieren oder andere dazu motivieren, selbst zu joggen. Viele Leute würden z.B. gerne joggen. Doch der innere Schweinehund hält sie davon ab. Wenn du dann derjenige bist, der sie immer wieder daran erinnert und vor der Tür steht und sie sich einfach zum loslaufen schnappt, kann das für jemanden viel wert sein.
2. Ungelöste Probleme als Quelle für Geschäftsideen
Eine weitere Quelle für Geschäftsideen sind ungelöste Probleme. Dabei kannst du auch wieder auf deine eigenen privaten und beruflichen Erfahrungen zurückgreifen. Ich glaube, ich habe irgendwo mal gelesen, dass die Probleme, auf die man im beruflichen Umfeld trifft, eine der Hauptinspirationen für neue Unternehmen ist. Denn fällt dir bei deiner Arbeit ein Problem auf und suchst eine Lösung, die du nicht findest, kannst du davon ausgehen, dass auch andere dieses Problem haben. Und wenn du bereits länger in deinem Beruf arbeitest, hast du wahrscheinlich auch die Expertise, dieses Problem zu lösen oder zumindest eine Idee, wie man es lösen könnte.
Wichtig ist an dieser Stelle, dass du Probleme nicht (nur) als Ärgernis siehst, sondern eher als Inspiration siehst.
Meine beiden Geschäftsideen stammen ebenso aus Problemen – wobei ich mich bei eselva explizit dafür entschieden habe, während ich eher zufällig in die FBA Operations Academy gestolpert bin.
Bei eselva war mein Problem, dass ich immer wieder nachhaltige Alternativen zu den Standardprodukten unseres Alltags gesucht habe. Und es hat mich extrem genervt, dass ich nicht unterscheiden konnte, was jetzt eigentlich das nachhaltigste ist. Ein typisches Beispiel war: was ist nachhaltiger: die Bambuszahnbürste aus China oder die Buchenholzzahnbürste aus Deutschland? Deshalb gehe ich bei eselva genau diesen Fragen nach und biete die meiner Meinung nach nachhaltigsten Produkte an.
Bei der FBA Operations Academy war der Ansatzpunkt eselva. Denn ich habe meine Bambuszahnbürsten nicht nur auf meiner Webseite www.eselva.de angeboten, sondern auch auf Amazon. Und die Abrechnung meiner Verkäufe war zu Beginn recht unverständlich. Also habe ich mich reingefuchst, habe alles mit meinem Steuerberater verifiziert und meine Lösung auch hier und auf YouTube geteilt. Mit der Zeit kamen immer mehr Anfragen anderer Händler, ob ich ihnen nicht helfen kann. Und so habe ich dann die FBA Operations Academy gegründet, wo ich in einem Selbstlernkurse Schritt für Schritt zeige, wie die Buchhaltung für Amazon Händler geht.
Was sind die Dinge, die dich in deiner Umgebung stören und für die du eine Lösung finden willst oder musst?
3. Geschäftsidee mit dem Business Model Canvas systematisch entwickeln
Systematisch kannst du eine Geschäftsidee mithilfe des Business Model Canvas entwickeln. Der Business Model Canvas ist eine modellhafte Abbildung eines Geschäftsmodells entlang von 9 Dimensionen.
Die erste Frage, die du bei einem Geschäftsmodell beantwortest, ist die Frage nach den Kunden (1). Was zeichnet deine Kunden aus? Gibt es Dinge, die deine Kunden vereint? Lassen sie sich in Segmente einteilen?
Im Zentrum des Business Model Canvas steht die Value Proposition (2). Die Value Proposition ist das Angebot, das du deinen Kunden machst. Es ist jedoch nicht einfach dein Produkt, sondern eher den Wert, den du deinen Kunden bringst. Der Wert für deinen Kunden ist, dass du sein Problem löst.
Als nächstes stellen sich die Fragen, wie dein Angebot zu deinem Kunden kommt. Wie erfahren die (potenziellen) Kunden davon? Wie kommunizierst du mit Ihnen? Welche Kanäle nutzt du dafür (3)? Wie bekommt dein Kunde dein Produkt oder deine Dienstleistung? Dies steht in Kanäle. Die Beziehung (4) zu deinen Kunden können entweder sehr persönlich und individuell sein oder eher unpersönlich und als Massenkommunikation organisiert sein.
Alle bisherigen Punkte zusammen definieren deine Umsatzströme (5). Den Umsätzen gegenüber liegt die Kostenstruktur (9). Die Kostenstruktur wird durch die Aktivitäten (6), die Einkäufe bei den Schlüsselpartnern (8) sowie die notwendigen Ressourcen (7) bestimmt.
Doch wie findest du jetzt mit dem Business Model Canvas dein Geschäftsmodell? Überlege dir dafür, in welcher Branche du dein Unternehmen aufbauen möchtest und erstelle für die vorhandenen Unternehmen den Business Model Canvas. Dann überlege dir, welches der Felder kannst du anders machen und dir so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Das kann sein, dass du z.B. die Art der Kundenbeziehung änderst oder die Zielgruppe oder welche Aktivitäten du verfolgst, um dein Angebot zu erstellen. So kannst du systematisch neue Geschäftsmodelle entwickeln.
4. Ideen aus Technologie Trends ableiten
Die vierte Methode ist es, sich Technologietrends anzuschauen.
Diese Möglichkeit ist insbesondere interessant für dich interessant, wenn du ein Techie bist. Ich z.B. schaue mir gerne neue Technologien an und finde dadurch auch sehr interessante Geschäftsideen. Doch umsetzen kann ich sie BWLer nicht.
Doch als Ingenieur oder Softwareentwickler bist du prädestiniert für solche Arten von Unternehmensgründungen. Es gibt zwei gute Quellen, um sich die aktuellen Technologietrends anzuschauen, selbst wenn du nicht bereits den Tech-Magazinen folgst. Einerseits veröffentlichen selbst Publikumszeitschriften wie FAZ oder Focus am Ende des Jahres Listen mit den aktuellen Trends. Willst du nicht bis zum Ende des Jahres warten, dass die Wissenschaftsjournalisten die aktuelle Forschung zusammen fasst, kannst du selbst zur Quelle gehen. Schau dir an, woran Universitäten in deinem Feld forschen. Normalerweise veröffentlichen die Fachbereiche ihre Paper mittlerweile auch auf den Webseiten, so dass du keine Journals kaufen musst. Doch selbst wenn sie nicht die ganzen Paper zum runterladen anbieten, gibt es doch meist eine Übersicht der letzten Veröffentlichungen. Daran erkennst du, woran sie forschen und in welchen Bereichen sie so weit Fortschritte gemacht haben, dass sie bereits darüber berichten.
Natürlich kannst du die Forschung meist nicht einfach so anwenden, da Universitäten Grundlagenforschung betreiben. Doch als Techie fallen dir wahrscheinlich viele Anwendungsbereiche ein. Überlege dir dafür, welches Problem könnte diese Technologie lösen. Ein Beispiel: Es gibt im Bereich der Materialwissenschaften großartige Entwicklungen, wie z.B. aus Pilzen ein lederähnliches Material gewonnen werden kann. Wenn du aus dieser Labormöglichkeit ein Produktionsverfahren entwickeln kannst, würdest du viele Abnehmer in der Modeindustrie oder auch im Möbelbereich finden. Damit könntest du deren Problem lösen, dass sie bisher auf Tierhäute für hochwertige und langlebige Produkte angewiesen sind.
Fazit
Das sind vier Methoden, um eine Geschäftsidee zu finden: Stärken und Fähigkeiten analysieren, ungelöste Probleme im Alltag und Berufsleben identifizieren, Geschäftsmodelle anderer Unternehmen systematisch analysieren und durch Veränderungen in einem Bereich innovieren und viertens die Trends in der Grundlagenforschung beobachten und überlegen, was man davon umsetzen kann und welches Problem man damit lösen könnte.
Spielst du die verschiedenen Methoden durch, kommen dabei wahrscheinlich auch eine ganze Menge Geschäftsideen heraus. Und das ist gut so, denn nicht jede Idee braucht die Welt wirklich. Ob eine Idee wirklich ein relevantes Problem lösen kann und Leute dafür auch noch bereit sind zu zahlen, kannst du gut mit dem Lean Startup Ansatz testen.