Als ich mein Unternehmen gegründet habe, wollte ich es so schlank wie möglich aufstellen. Das bedeutet, dass ich so viel wie möglichst selbst mache. Damit habe ich auch überlegt, wie viel ich im Bereich Buchhaltung, Jahresabschluss und Steuern selbst machen kann. Als BWLerin, die mal Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gearbeitet und bereits Unternehmen geleitet hat, verstand ich durchaus die Grundlagen. Doch wirklich selbst hatte ich noch nie gebucht. Das hat unsere Buchhalterin gemacht und es dann mit der Steuerabteilung im Konzern abgesprochen. In diesem Artikel möchte ich euch an meinen Überlegungen teilhaben lassen, die ich als Gründer hatte, ob ich einen Steuerberater brauche und welche Aufgaben ein Steuerberater übernehmen kann.
Welche Aufgaben übernimmt ein Steuerberater für Gründer?
Steuerberater bieten neben der eigentlichen Unterstützung bei Steuererklärungen noch eine ganze Reihe weiterer Dienstleistungen an wie z.B. Gründungsberatung, Buchhaltung oder den Jahresabschluss.
Gründungsberatung
Die erste Dienstleistung, die Steuerberater für Gründer anbieten, ist die Gründungsberatung. In der Gründungsphase eines Unternehmens müssen viele steuerliche und finanzielle Aspekte beachtet werden. Dabei schaut er sich Businesspläne an, gibt Feedback dazu und unterstützt dich auch beim Erstellen der Finanzpläne. Er hilft dir auch dabei, die richtige Rechtsform zu finden. Da hat er sowohl wie ein Anwalt die Haftungsthemen vor Augen als auch die steuerlichen Aspekte. Und er kennt sich auch mit steuerlichen Vergünstigungen und Fördermöglichkeiten aus.
Bei der Gründungsberatung stehen Steuerberater in Konkurrenz mit ganz vielen anderen Unternehmen und Institutionen, die das anbieten. Es gibt explizite Gründungsberater und es gibt die IHK, die das anbietet.
Aus meiner Sicht ist die Gründungsberatung beim Steuerberater nur für die Gründer sinnvoll, die bereits frühzeitig ein Vertrauensverhältnis zu einem Steuerberater aufbauen wollen und Unterstützung bei der Finanzplanung oder Fördermittel brauchen. Ansonsten gibt es günstigere Alternativen als den Steuerberater, um all deine Fragen rund um die Gründung zu klären.
Laufende Buchhaltung & Umsatzsteuervoranmeldung
Als zweites bietet ein Steuerberater die laufende Buchhaltung an. Die laufende Buchhaltung umfasst das Ablegen von Belegen, das Kontieren und das eigentliche Buchen. Früher waren das tatsächlich verschiedene Tätigkeiten, wenn ein Unternehmer mit dem Schuhkarton unter dem Arm zum Steuerberater ging. Heutzutage liegen die meisten Belege bereits digital vor und es gibt so einfache Buchhaltungssoftware, dass du zumindest teilweise die Buchhaltung selbst machen kannst. Die Programme haben auch zu einer Demokratisierung der Umsatzsteuervoranmeldung geführt. Kontierst du alles richtig, kannst du per Knopfdruck die Umsatzsteuervoranmeldung ausführen und direkt ans Finanzamt übertragen.
Der Steuerberater bietet die laufende Buchhaltung in verschiedenem Umfang an – vom Review der Buchhaltung über das Buchen von bereits im System angelegten Belegen bis hin zur kompletten Buchführung. Ich mache meine Buchhaltung komplett selbst und diskutiere manche Sachverhalte mit meinem Steuerberater, wenn ich mir unsicher bin. In der Gründungsphase war das noch häufiger – insbesondere, weil die Amazon-Buchhaltung am Anfang nicht ganz einfach zu verstehen ist mit den komischen Abrechnungsreports. Mittlerweile brauche ich ihn nur noch sehr selten als Sparringpartner.
Und bei Amazon Buchhaltung bin ich mittlerweile so versiert, dass ich sogar einen Kurs entwickelt habe, damit andere Amazon Händler das genauso einfach und schnell erledigen können wie ich. Hier geht es zum Kurs Buchhaltung für Amazon Händler.
Jahresabschluss
Am Ende des Jahres benötigen vor allem Kapitalgesellschaften wie UG oder GmbH einen Jahresabschluss. Dafür werden die Konten der laufenden Buchführung abgeschlossen und es fallen die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und Bilanz heraus. Während die GuV zeigt wie viele Erträge und Aufwendungen zu in einem Jahr insgesamt hattest, stellt die Bilanz einen Schnappschuss zum 31.12 des Jahres dar.
Um die Bilanz zu erstellen, reichen die einfachen Buchhaltungsprogramme wie SevDesk und LexOffice nicht mehr aus, denn sie haben keine Bestandskonten und können damit nicht den Bestand an Vermögenswerten und Schulden zu einem bestimmten Zeitpunkt zeigen. Damit kommt der Steuerberater an dieser Stelle häufig selbst für Gründer ins Spiel, die ihre laufende Buchhaltung selbst machen.
Es gibt natürlich auch Buchhaltungsprogramme wie Lexware (nur für Windows verfügbar), mit denen du auch eine komplette Bilanz erstellen kannst. Die Bedienung fühlt sich jedoch ein bisschen wie Windows95 an. Das einzige moderne Tool, welches ich kenne, das auch Bestandskonten abdeckt, ist Buchhaltungsbutler.
Ich lasse meinen Jahresabschluss auch (noch) beim Steuerberater erstellen.
Steuererklärungen
Die Steuererklärungen sind das Kernstück der Steuerberatung für Gründer. Da sich die Gesetze im Steuerrecht regelmäßig ändern, ist es absolut sinnvoll, die Steuererklärung einen Steuerberater machen zu lassen. Wobei die Steuererklärung mehr umfasst als ein Formular richtig auszufüllen. Bevor du bzw. der Steuerberater die Steuererklärung erstellen könnt, muss der handelsrechtliche Jahresabschluss in den Steuerrechtlichen Jahresabschluss überführt werden. Bei manchen Unternehmen ist da nicht viel zu tun – bei anderen mehr.
Ein klassisches Beispiel, was mir immer wieder einfällt: bei der Gewerbesteuer dürfen bei der Berechnung des Gewerbeertrags nur 50% der Lizenzaufwendungen angesetzt werden. Damit weicht bei Unternehmen wie z.B. skoobe, deren Hauptaufwand die Lizenzvergütungen der Verlage und Autoren darstellt, der handelsrechtliche Gewinn stark vom Gewerbeertrag ab.
Das Ergebnis muss dann nicht nur an das Finanzamt gesendet, sondern auch im Bundesanzeiger veröffentlicht werden.
Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum Gründer einen Steuerberater die Steuererklärung erstellen lassen sollten: Haftung. Steuerberater haben eine Haftpflichtversicherung, die sie bei Falschberatungen schützt. In dem Moment, wenn dein Steuerberater in deiner Steuererklärung einen Fehler macht, der dazu führt, dass du benachteiligt wirst, kannst du deinen Steuerberater für die Gebühren in die Haftung nehmen.
Was kostet ein Steuerberater für Gründer?
Als Gründer möchte ich mich eigentlich auf mein Kerngeschäft konzentrieren und meine Kunden gut bedienen. Deshalb wäre es sinnvoll, möglichst viele Aufgaben an den Steuerberater abzugeben. Gleichzeitig ist das Budget als Gründer noch sehr knapp und die Dienstleistung vom Steuerberater kostet.
Wie viel die Dienstleistung kostet, kannst du in der Steuerberatervergütungsverordnung nachlesen. Leider ist das nicht ganz einfach zu bestimmen, da das Steuerberaterhonorar vom Gegenstandswert (also Höhe der Bilanzsumme, Umsatz, Aufwand) abhängt. Als Gründer liegst du wahrscheinlich zu Beginn am unteren Ende. Nehmen wir z.B. einen Gründer im ersten Jahr. Dein Eigenkapital beträgt 10.000€ und du hast im ersten Jahr 30.000€ Umsatz gemacht. Angenommen, du möchtest, dass der Steuerberater dir eine Eröffnungsbilanz erstellt, die laufende Buchhaltung komplett macht ebenso den Jahresabschluss und die Steuererklärung. Dann würdest du in diesem Fall zwischen 800€ bis 3.600€ in dem Jahr an den Steuerberater zahlen, wobei du zum Beispiel als Amazon Händler eher mit dem oberen Ende rechnen solltest. Von diesem Wert entfallen 240-1500€ alleine auf die Buchhaltung.
Nun kannst du dir selbst überlegen, was du lieber selbst machst und was du rausgibst. Am Ende läuft es auf eine Kosten-Nutzen-Vergleich der beiden Optionen raus. Hier mal am Beispiel der Buchhaltung für einen Amazon Händler mit . Bitte beachte, dass alle Preise nur eine Indikation darstellen und keine Angebote.
| Kriterium | Steuerberater | Selbst Machen |
|---|---|---|
| Kosten Buchhaltungssoftware | 0€ | 240-800€ |
| Kosten Buchhaltung durchführen | ca. 1500€ | 15-20 Stunden x dein kalkulatorischer Unternehmerlohn (was könntest du stattdessen in den 1-2h wertstiftendes machen) |
Fazit
Im Endeffekt hängt deine Entscheidung, einen Steuerberater zu engagieren, stark von deinen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten ab. Ja, das Steuerrecht ist komplex und ja, die Buchhaltung kann herausfordernd sein, besonders als Gründer. Doch die Kosten für den Steuerberater sind auch recht hoch.
Dank moderner Buchhaltungssoftware kannst du eine ganze Reihe Aufgaben – insbesondere die Buchhaltung – selbst erledigen, wodurch du die Kosten für einen Steuerberater reduzieren kannst. Bei komplexen Aufgaben wie dem Jahresabschluss und der Steuererklärung kann dir ein Steuerberater enorm helfen.
Es geht darum, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, bei dem du die Vorzüge der Selbstbuchhaltung und der professionellen Beratung kombinierst. Du könntest beispielsweise grundlegende Buchhaltungsaufgaben selbst übernehmen und für komplexere Aufgaben einen Steuerberater hinzuziehen. So sammelst du wichtige Erfahrungen und stellst gleichzeitig sicher, dass deine Finanzen korrekt und rechtzeitig erledigt werden.
